Am weißen Kanal

Der Junge spuckte aus, warf den Zigarettenstummel auf den Boden und näherte sich dem Motorrad. Mit dem Ärmel seiner Uniform wischte sich der Fahrer Schweiß von der Stirn. Er legte das Werkzeug beiseite.
Der Junge betrachtete das Motorrad von allen Seiten. "Una BMW." Seine Stimme klang anerkennend. Er streckte dem Fahrer die Hand hin. "Sono Giorgio", sagte er." Er deutete auf die Maschine. "È rotta, kaputt."
"Dieser verdammte Krieg macht alles kaputt, Giorgio", sagte der Fahrer.

***

Der ehemalige Staatsanwalt Günther Rosenbach ertrinkt mit achtzig Jahren im Rhein, als er völlig unüberlegt helfen will, einen vierjährigen Jungen zu retten.
Seine Enkelin, die dreißigjährige Darmstädter Journalistin Irene Fischer, trauert um ihren Großvater, dem sie eng verbunden war. Als sie die Wohnung des Toten ausräumt, entdeckt sie mehrere alte Fotos von einem etwa vierzehn Jahre alten Jungen und dem jungen Günther Rosenbach in Uniform. Einer Notiz auf der Rückseite eines der Fotos mit dem Namen des Jungen, Giorgio, entnimmt sie, dass die beiden sich näher gekannt haben mussten.
Obwohl sie die Zusammenhänge nicht erkennen kann, spürt sie, dass über dieser Begegnung ein Geheimnis liegt. Irene entschließt sich, nach Italien zu reisen und auf Spurensuche zu gehen.
Der Roman spielt vor historischem Hintergrund, die Handlung bewegt sich auf zwei Zeitebenen. Er beschreibt Irenes Spurensuche im Jahr 2005 und erzählt die Geschichte des jungen Soldaten Günther Rosenbach, der zwischen 1943-1945 als Wehrmachtssoldat in Italien war. Und schließlich hat zusätzlich der Junge Giorgio eine wichtige Stimme, denn er hat als Einziger der drei Hauptpersonen wirklich gelebt.

Barbara Zeizinger
Am weißen Kanal
Pop Verlag Ludwigsburg 2014, 220 Seiten, 15,50 Euro
ISBN: 978-3-86356-094-2

Rezensionen

Barbara Zeizinger: Familiengeheimnisse
Frank Schuster in P Stadtkulturmagazin

Weinheimer Nachrichten
Jürgen Drawitsch am 15. Januar 2015
in den Weinheimer Nachrichten
zum Roman "Am weißen Kanal"