Nicht nur Che Guevara - Begegnungen in Kuba

„Alle träumten von Cuba. Hauptsächlich die, die nicht das Glück hatten, hinüberzukommen.“ Mit diesen Sätzen des kubanischen Schriftstellers Miguel Barnet im Kopf reist Barbara Zeizinger mit ihrer Tochter Anne durch Kuba und trifft auf ein Land mit vielen Facetten.
Sie findet verfallene Häuser und vorbildlich restaurierte Paläste, besucht Denkmäler der Revolution und das Hotel in Havanna, in dem Hemingway einen Roman schrieb. Sie entdeckt, dass José Martí, der Kämpfer für die Unabhängigkeit Kubas, den Text zu dem bekannten Lied Guantanamera geschrieben hat. Sie besucht ein Wohnungsbauprojekt der Universität Santa Clara, fragt einen Taxifahrer nach dem Gesundheitszustand von Fidel Castro und hört bei der Suche nach einem Internetcafé plötzlich Bachs Toccata und Fuge in d-Moll.
So erlebt die Autorin das Land des socialismo tropical, das sie besonders durch die Musik und Herzlichkeit seiner Menschen begeistert.
Ob sie sich auf den Spuren der kolonialen Vergangenheit Kubas befindet, in einem öffentlichen Bus oder in einer Hotelanlage am Meer: Bei ihrer Reise zwischen Havanna und Trinidad gilt der Blick der Autorin immer auch den alltäglichen Dingen.
Barbara Zeizinger schreibt einen persönlichen Bericht über diese Reise und lädt die Leser zu literarischen und historischen Streifzügen ein.

Barbara Zeizinger
Kuba - Am leichten Ufer des Wassers
Fotos: Anne Küffner
Wiesenburg-Verlag, 2. Auflage 2010,
136 Seiten, 15,80 Euro
ISBN: 978-3-939518-46-4
Das Buch ist auch als E-Book erschienen

>Jürgen Drawitsch, "Weinheimer Nachrichten", 6. März 2008

Buchtipp: In "Kuba - Am leichten Ufer des Wassers" schildert die Weinheimerin Barbara Zeizinger ihre Reiseimpressionen
Eigentlich wollte Barbara Zeizinger gar nicht nach Kuba. Die USA mit Boston, New York und Portland hätten das Reiseland sein sollen. Doch dann schloss sie sich ihrer Tochter Anne an und flog in das Land von Fidel Castro und Hemingway. Wenn die gebürtige Weinheimerin, die heute als Lehrerin im Schuldorf in Seeheim-Jugenheim unterrichtet, verreist, hat sie Augen und Ohren auf Empfang gestellt. Sie liest in den Gesichtern und auch in den Herzen der Menschen, die ihr begegnen. So war es auch - vielleicht sogar auf besonders intensive Weise - in Kuba. Die eigenartige und besondere Mischung aus sozialistischer Lebensform in einem Sammelsurium von Baustilen, der von der Plattenbauweise bis zum spanischen Kolonialstil reicht, hat inspirierend auf die Schriftstellerin gewirkt. Und so ist nach den beiden Lyrikbänden "Zeichen in die Nacht" und "Als ich im Meer spazieren ging" nun das Buch "Kuba - Am leichten Ufer des Wassers" entstanden, ein Stück Reiseliteratur, abgefasst in klarem, einfühlsamem, nie überzeichnenden Sprachstil, der dem Leser Freiräume gibt, um hinter den Personen und Orten Geschichte zu lesen und Atmosphäre zu spüren.
Politische Vergangenheit entsteht bei Barbara Zeizinger in Begegnungen am Rande, wenn etwa vier junge Russen sich mit T-Shirts, die den Aufdruck CCCP haben, am Che Guevara-Denkmal lachend mit geballten Fäusten fotografieren lassen. Globalisierung schimmert durch das kurze Gespräch mit einer jungen Kubanerin in Santa Clara, die mit ihrem dreijährigen Sohn am Nebentisch sitzt und ihre Familie besucht, denn sie lebt mit ihrem deutschen Ehemann in Köln.
Die Autorin lässt an Fahrten in den abenteuerlichsten Straßenkreuzern teilhaben und an der hohen Luftfeuchtigkeit unter einem dunstigen Himmel. Sie führt das laute touristisch animierte Kuba vor Augen, setzt sich aber auch an den Tisch einfacher, gastfreundlicher Menschen, die ihr in bescheidenen Verhältnissen ein köstliches Essen servieren. Kuba ist eine Collage aus Plastikblumen und Palmen, bröckelndem Wandputz und kühlen Drinks, aus monumentalen Che-Guevara-Fassadenbildern und faltigen Händen, die ölverschmiert an alten Straßenkreuzern basteln.
Als Barbara Zeizinger zurückkam, begann sie spanisch zu lernen, und es wird nicht ihre einzige Reise nach Kuba gewesen sein. Sie wird wieder hinfliegen, auch weil sie es interessiert, wie sich das Land nach Fidel Castros Rückzug aus der Politik entwickelt und weil der Evergreen "Guantanamera" von José Martí noch immer in ihrem Ohr ist.

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Gerty Mohr, darmstädter kulturnachrichten Februar 2008

Kuba - Am leichten Ufer des Wassers
"Die Zeit ist blau
wenn sie mal Pause macht"
(Friedrich Nietzsche)

Auf Kuba ist die Zeit stehen geblieben. Trotz hektischem Treiben vielerorts spürt man die Ruhe, die über allem liegt. An den Stränden der Insel kann man sich im Blau des Meeres und des Himmels, das sich im Horizont vereint, träumerisch verlieren. Doch trotz rosaroter Brille kann und soll man nicht über den "socialismo tropical", wie die Autorin Barbara Zeizinger die Gegebenheiten nennt, hinweg sehen. In ihren Reiseimpressionen "Kuba - am leichten Ufer des Wassers" beschreibt sie meisterhaft den Charme von Land und Leuten, wie die Bewohner ihr Leben mit Improvisationstalent meistern und trotz mancher Entbehrung weder Lebensmut noch Fröhlichkeit verloren haben.
Ob man sich in Havanna, der Hauptstadt Kubas und Unesco Weltkulturerbe, oder an den Ufern des Malecón oder im paradiesischen Landesinnern befindet, über allem liegt ein Hauch von Musik und Poesie. Auch das Licht ist ein Besonderes: "In meinem Land ist das Licht weit mehr als die Zeit", sagt Eliseo Diego in einem seiner Gedichte.
Barbara Zeizinger, die mit ihrer Tochter Anne Küffner die Insel besuchte, schuf mit ihrem individuellen Reisebericht ein kleines literarisches Denkmal Kubas. Das Buch unterstreicht die Herzlichkeit sowie die Gastfreundschaft der Kubaner und weckt Sehnsüchte, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen; nicht zuletzt durch die ergänzenden Fotos von Anne Küffner, bei denen carakteristischerweise die Farbe Blau dominiert.

"Ich sah, was ich nicht sah.
Aber das Auge?
Bestätigte."

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