Barbara Zeizinger
Lyrik und Prosa


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Aus: Klaus Küpper, Bücher zu Lateinamerika 2007/2008

Sehr nett geschriebener Reisebericht der Autorin und ihrer Tochter durch einige Stationen des touristischen Kuba. Die Reise der beiden nicht landessprachkundigen Frauen führt sie nach einigen Tagen in Havanna über Santa Clara, Sagua La Grande, Cienfuegos und Trinidad wieder nach Havanna. Neben den üblichen touristischen Highlights erleben sie Privatunterkünfte und All-Inclusive-Hotels, einen Teil des kubanischen Alltagslebens und seiner Schwierigkeiten, sie beschreiben ihre kurzen Erlebnisse mit Kubanern und anderen Touristen, die Schönheit der Landschaft. die Eigenarten des kubanischen Baustils und anderes mehr. Alle Beschreibungen kommen sehr sympathisch vorurteilslos und atmosphärisch dicht daher, die sonst meist üblichen polemisch-politischen Anmerkungen anderer Reiseberichte fehlen fast völlig und durch geschickt eingestreute Bemerkungen aus einigen kubanischen Romanen und Filmen entsteht eine erstaunlich authentische Stimmung des Erlebten. Auch wenn dies natürlich nur einen sehr kleinen Teil der kubanischen Realität wiedergibt, so ist die Lektüre doch für alle, die dieses wunderschöne Land gern einmal bereisen wollen

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Buchtipp: In "Kuba - Am leichten Ufer des Wassers" schildert die Weinheimerin Barbara Zeizinger ihre Reiseimpressionen

Eigentlich wollte Barbara Zeizinger gar nicht nach Kuba. Die USA mit Boston, New York und Portland hätten das Reiseland sein sollen. Doch dann schloss sie sich ihrer Tochter Anne an und flog in das Land von Fidel Castro und Hemingway. Wenn die gebürtige Weinheimerin, die heute als Lehrerin im Schuldorf in Seeheim-Jugenheim unterrichtet, verreist, hat sie Augen und Ohren auf Empfang gestellt. Sie liest in den Gesichtern und auch in den Herzen der Menschen, die ihr begegnen. So war es auch - vielleicht sogar auf besonders intensive Weise - in Kuba. Die eigenartige und besondere Mischung aus sozialistischer Lebensform in einem Sammelsurium von Baustilen, der von der Plattenbauweise bis zum spanischen Kolonialstil reicht, hat inspirierend auf die Schriftstellerin gewirkt. Und so ist nach den beiden Lyrikbänden "Zeichen in die Nacht" und "Als ich im Meer spazieren ging" nun das Buch "Kuba - Am leichten Ufer des Wassers" entstanden, ein Stück Reiseliteratur, abgefasst in klarem, einfühlsamem, nie überzeichnenden Sprachstil, der dem Leser Freiräume gibt, um hinter den Personen und Orten Geschichte zu lesen und Atmosphäre zu spüren.

Politische Vergangenheit entsteht bei Barbara Zeizinger in Begegnungen am Rande, wenn etwa vier junge Russen sich mit T-Shirts, die den Aufdruck CCCP haben, am Che Guevara-Denkmal lachend mit geballten Fäusten fotografieren lassen. Globalisierung schimmert durch das kurze Gespräch mit einer jungen Kubanerin in Santa Clara, die mit ihrem dreijährigen Sohn am Nebentisch sitzt und ihre Familie besucht, denn sie lebt mit ihrem deutschen Ehemann in Köln.

Die Autorin lässt an Fahrten in den abenteuerlichsten Straßenkreuzern teilhaben und an der hohen Luftfeuchtigkeit unter einem dunstigen Himmel. Sie führt das laute touristisch animierte Kuba vor Augen, setzt sich aber auch an den Tisch einfacher, gastfreundlicher Menschen, die ihr in bescheidenen Verhältnissen ein köstliches Essen servieren. Kuba ist eine Collage aus Plastikblumen und Palmen, bröckelndem Wandputz und kühlen Drinks, aus monumentalen Che-Guevara-Fassadenbildern und faltigen Händen, die ölverschmiert an alten Straßenkreuzern basteln.

Als Barbara Zeizinger zurückkam, begann sie spanisch zu lernen, und es wird nicht ihre einzige Reise nach Kuba gewesen sein. Sie wird wieder hinfliegen, auch weil sie es interessiert, wie sich das Land nach Fidel Castros Rückzug aus der Politik entwickelt und weil der Evergreen "Guantanamera" von José Martí noch immer in ihrem Ohr ist.

Jürgen Drawitsch, "Weinheimer Nachrichten", 6. März 2008

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Kuba - Am leichten Ufer des Wassers
"Die Zeit ist blau
wenn sie mal Pause macht"
(Friedrich Nietzsche)

Auf Kuba ist die Zeit stehen geblieben. Trotz hektischem Treiben vielerorts spürt man die Ruhe, die über allem liegt. An den Stränden der Insel kann man sich im Blau des Meeres und des Himmels, das sich im Horizont vereint, träumerisch verlieren. Doch trotz rosaroter Brille kann und soll man nicht über den "socialismo tropical", wie die Autorin Barbara Zeizinger die Gegebenheiten nennt, hinweg sehen. In ihren Reiseimpressionen "Kuba - am leichten Ufer des Wassers" beschreibt sie meisterhaft den Charme von Land und Leuten, wie die Bewohner ihr Leben mit Improvisationstalent meistern und trotz mancher Entbehrung weder Lebensmut noch Fröhlichkeit verloren haben.

Ob man sich in Havanna, der Hauptstadt Kubas und Unesco Weltkulturerbe, oder an den Ufern des Malecón oder im paradiesischen Landesinnern befindet, über allem liegt ein Hauch von Musik und Poesie. Auch das Licht ist ein Besonderes: "In meinem Land ist das Licht weit mehr als die Zeit", sagt Eliseo Diego in einem seiner Gedichte.

Barbara Zeizinger, die mit ihrer Tochter Anne Küffner die Insel besuchte, schuf mit ihrem individuellen Reisebericht ein kleines literarisches Denkmal Kubas. Das Buch unterstreicht die Herzlichkeit sowie die Gastfreundschaft der Kubaner und weckt Sehnsüchte, selbst auf Entdeckungsreise zu gehen; nicht zuletzt durch die ergänzenden Fotos von Anne Küffner, bei denen carakteristischerweise die Farbe Blau dominiert.

Gerty Mohr, darmstädter kulturnachrichten Februar 2008

"Ich sah, was ich nicht sah.
Aber das Auge?
Bestätigte."

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