Barbara Zeizinger
Lyrik und Prosa


» Gedichte

Meine Augen sind grün-braun (für Elisa)

Das aufgeschlagene
Freundinnenbuch.
Ohne Zögern schreibt sie
mein liebstes Spielzeug
mein liebstes Kleid
mein liebster Ort.
Noch braucht sie keinen Plural
keinen Konjunktiv
für die Wahrheit des Augenblicks.
Prinzessin oder Pilotin?
Ich biete Buchstaben an,
ihr Stift (jumbo soft)
überschreitet manchmal
die Linien.

Man sollte nur noch Elegien schreiben

Freue dich Camille,
wir bekommen eine schöne Nacht
(Georg Büchner, Dantons Tod)


Diese Nacht ist nur eine von vielen
mit vergittertem Mond
Liebespaaren an der Seine
dem Aprillicht auf der Place de Grève.
Hell erleuchtet hast du das Schafott
an die Moral der Physik geglaubt
die Revolution mehr geliebt als Lucienne.
Es lebe der König, schrie sie dir nach:
bald werden Menschen wegen weniger sterben.
Für fremde Nachbarn kaufen wir Salz und Brot
ohne Sohn kamen sie übers Meer
was sie gerufen haben wissen wir nicht,
nicht welche Kokarde sie trugen.
Wir Nachgeborenen sind dir nah,
deine Fehler beirrten uns nicht.

Warum ich bleibe, weiß ich nicht

Tische und Stühle im Retrolook
Augenblicke die nicht vergehen.
Wir trinken aufgeschäumte Milch
Zigaretten griffbereit sehr suspekt

die Schaufensterpuppe gegenüber
sah ich vor einem Monat nackt oh how
beautiful is Christmas time flüsterte sie
der Dekorateur hatte Nadeln im Mund.

Bei Bedarf träume ich rückwärts
bald sind wir alle gelöscht.